Zwei Länder, zwei Systeme: So wird gewählt in den USA und Deutschland

Die USA sind im Hinblick auf wirtschaftliche und militärische Punkte, aber auch in vielen anderen Bereichen wichtig für Europa und die ganze Welt. Somit hat der Präsident, der alle vier Jahre in den USA neu gewählt wird, sehr viel Einfluss auf das, was global, während seiner Amtszeit, passiert. Aus diesem Grund werden die US-Wahlen nicht nur in den USA, sondern weltweit verfolgt.

Am 20. Januar ist es wieder so weit: Ein neuer Präsident wird in den USA ernannt. Für die nächsten vier Jahre wird Donald Trump zum zweiten Mal das Amt als Präsident innehaben. Doch bevor es dazu kommen kann, muss einiges passieren. So sind die Wahljahre geprägt von Wahlkampf, Vorwahlen und weiteren verschiedenen Prozessen, die ablaufen müssen, bis ein neuer Präsident offiziell eingesetzt wird. Doch wie läuft so ein Wahljahr eigentlich ab?

Die Vorwahlen

Zuerst finden die Vorwahlen, auch Primaries, statt. Hier wird entschieden, wer Präsidentschaftskandidat der Republikaner und der Demokraten wird. In den USA gibt es zwar mehr Parteien, die einen Präsidentschaftskandidaten stellen, jedoch haben die Demokraten und die Republikaner im Laufe der Zeit an Einfluss und Anhängern gewonnen, sodass diese beiden Parteien am Ende fast immer das Rennen unter sich ausmachen.  Die Vorwahlen laufen in den verschiedenen Bundesstaaten unterschiedlich ab. In manchen Staaten dürfen alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger, das bedeutet alle Einwohner des Staates ab 18 Jahren, in Anderen allerdings nur Registrierte, wählen. Auch das Datum unterscheidet sich in den meisten Staaten, mit Ausnahme des „Supertuesdays“.

An diesem Tag wird nämlich in vielen Staaten gleichzeitig gewählt. Die Bürgerinnen und Bürger wählen dabei nicht die Kandidatinnen und Kandidaten der verschiedenen Parteien, sondern Delegierte, welche jeweils eine Kandidatin oder einen Kandidaten unterstützen. Am nationalen Parteitag der zwei Parteien wählen die Delegierten ihren jeweiligen Präsidentschaftskandidaten. Hier ist die Hälfte aller Stimmen nötig, um die Vorwahl zu gewinnen. Ist das nicht der Fall und keine Kandidatin oder Kandidat einer Partei bekommt über die Hälfte der Stimmen, wird parteiintern über die Kandidatinnen und Kandidaten verhandelt. Dabei kann es vorkommen, dass einige zurücktreten, sowie neue Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt werden. Danach muss noch ein zweites Mal gewählt werden. Im Gegensatz zu der eigentlichen Vorwahl können die Delegierten bei dieser zweiten Wahl ihre Kandidatinnen und Kandidaten frei wählen. Doch wie entstand dieses System?

Wie kam es zu diesem komplizierten System?

Machen wir eine Zeitreise zum Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts.

Damals sprach sich das politische Geschehen noch nicht so herum wie heute. Es gab zwar Zeitungen, jedoch hatten diese keine so große Reichweite, wie die Medien unserer Zeit. Viele Menschen haben diese zum Beispiel einfach nicht gelesen, sei es aus mangelndem Interesse oder aus Geldnöten.

Politiker, die sich mit dem Wahlsystem beschäftigten, waren daher der Meinung, dass die Bürgerinnen und Bürger den Präsidenten – damals durfte noch keine weibliche Person als Präsidentin kandidieren – nicht direkt wählen sollten, weil sie sich zu wenig mit der Politik und somit mit der Wahl auseinandersetzten. So entstand das System des Electoral Colleges. Die Bürgerinnen und Bürger wählten lokale Politiker, die sie besser kannten und diese unterstützten wiederum, in ihrem Auftrag, den Präsidenten. Diese „Politiker“ werden heute Wahlmänner und Wahlfrauen genannt.

Stehen die beiden Kandidaten fest, wählen die Wahlberechtigten die Wahlmänner und Wahlfrauen am Dienstag nach dem ersten Montag im November.

Wie werden die Wahlmänner auf die Bundestaaten verteilt?

Die Anzahl der Wahlmänner und Wahlfrauen in einem Bundesstaat ist abhängig von dessen Einwohnerzahl. In den USA gilt das Prinzip „The Winner takes it all“. Das bedeutet, dass der Sieger der Wahl in dem jeweiligen Bundesstaat nicht nur die Anzahl seiner Wahlmänner, sondern auch die der gegnerischen Seite erhält, also insgesamt alle Wahlmänner und Wahlfrauen eines Bundesstaates.

Angenommen in einem Staat gibt es insgesamt zehn Wahlmänner und Wahlfrauen. Von diesen sind sechs dem demokratischen und vier dem republikanischen Kandidaten zugeordnet. Es ist klar; der demokratische Kandidat hat in diesem Bundesstaat die Wahl gewonnen. Dann würde also der Demokrat alle 10 Wahlmänner des Bundesstaats bekommen.

Insgesamt gibt es in den USA 538 Wahlmänner. Um die Wahl zu gewinnen, muss man mindestens 270 Wahlmänner, also die Hälfte, auf seiner Seite haben.

Allerdings sind nicht alle Bundesstaaten gleichbedeutend bei den Wahlen; man unterscheidet in den USA zwei Typen von Staaten. Die „Safe States“, zum Beispiel Kalifornien und Utah und die „Swing States“, wie Florida und Arizona. Bei den „Safe States“ handelt es sich um Staaten, in denen traditionell fast immer die Demokraten gewinnen oder in denen die Republikaner in der Regel die Mehrheit einnehmen. Es gewinnt also in jedem Wahljahr in solch einem Staat die gleiche Partei. Das Gegenteil dazu sind die sogenannten „Swing States“. Ihr Wahlergebnis fällt jedes Wahljahr unterschiedlich aus. Es heißt „Wer in diesen Staaten die Wahl gewinnt, hat gewonnen“. Für die Präsidentschaftskandidaten sind diese Staaten demnach sehr wichtig, um zu gewinnen.

41 Tage nach dieser Wahl geben alle Wahlmänner und Wahlfrauen offiziell ihre Stimme in ihrem jeweiligen Bundesstaat ab. Diese finale Wahl nennt man „Electoral College“.

Anfang Januar werden dann die Stimmen der Wahlmänner und Wahlfrauen vom Kongress ausgezählt und der neue Präsident steht fest.

Als letzter Schritt folgt die Amtseinsetzung des Präsidenten am 20. Januar.

Die Wahl in den USA ist also sehr komplex und ziemlich lang, was einerseits an einem sehr alten Wahlsystem und andererseits an den unterschiedlichen Wahlrechten der Bundesstaaten liegt.

Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Wahlsystem

Im November 2024 ist die Ampel-Koalition aus den Parteien SPD, Grünen und FDP zerbrochen, da sich die Parteien unter anderem bei vielen wichtigen Entscheidungen nicht einigen konnten. Am 16. Dezember hat unser Bundeskanzler Olaf Scholz darauf die Vertrauensfrage gestellt, um zu überprüfen, ob das Parlament noch hinter ihm steht.  Das Ergebnis fiel negativ aus und nun heißt es für alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Deutschlands am 23. Februar, oder schon im Vorhinein über die Briefwahl, zu wählen.

Alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger – das sind alle Einwohner Deutschlands ab 18 Jahren, welche die deutsche Staatsbürgerschaft, also einen deutschen Pass, besitzen und in Deutschland wohnen. Wenn sie, ob zu Hause, über die Briefwahl oder in einem Wahllokal, wählen, machen sie insgesamt zwei Kreuze auf ihrem Stimmzettel.

Das erste Kreuz setzten sie bei der Erststimme, bei welcher Abgeordnete, die einer bestimmten Partei zugeordnet sind, aus dem jeweiligen Wahlkreis gewählt werden. Zum Beispiel gehören alle Einwohner Schwabachs dem Wahlkreis Nürnberg-Süd-Schwabach an. Der Abgeordnete mit den meisten Stimmen zieht dann als Direktmandat in den Bundestag ein und hat dort einen Sitz.

Das zweite Kreuz setzten die Wählerinnen und Wähler bei der Zweitstimme. Hier wählen sie eine Partei, die schon im Vorhinein eine Liste von Abgeordneten, die einen Sitz im Bundestag haben wollen, erstellt hat. Durch die Zweitstimme wird entschieden, wie viele Sitze eine Partei im Bundestag erhält. Als Partei muss man allerdings die sogenannte 5-Prozent-Hürde überschreiten, um überhaupt in den Bundestag zu kommen.

Am Abend des Wahltages um 18 Uhr werden alle Wahllokale Deutschlandweit geschlossen und das Auszählen beginnt. Gegen 20 Uhr werden die ersten Hochrechnungen veröffentlicht. Wie viel Prozent und somit auch wie viele Sitze im Bundestag jede Partei am Ende hat, also das finale Wahlergebnis, wird etwa drei Wochen nach dem Wahltag bekannt gegeben.

Nun wird der Kanzler durch die Abgeordneten des Parlaments gewählt. Er ernennt Ministerinnen und Minister und die sogenannte Regierung entsteht.

Zwischen dem US-Wahlsystem und dem deutschen Wahlsystem gibt es einige Unterschiede, da beide Länder unterschiedliche Verfassungen und damit ebenfalls unterschiedliche Wahlsysteme haben.

Im Gegensatz zu Deutschland wählen alle Wahlberechtigten der USA insgesamt zwei Mal, bei der Vorwahl und bei der Präsidentschaftswahl.

Außerdem wird in den USA sowohl bei der Vorwahl als auch bei der Präsidentschaftswahl in den einzelnen Bundesstaaten, welche jeweils ein eigenes Wahlrecht haben, gewählt. Dadurch entstehen die Safe States und die Swing States, welche in Deutschland nicht existieren, da hier unter anderem nicht zuerst separat in den Bundesländern gewählt wird. Bei den deutschen Bundestagswahlen gilt nämlich ein deutschlandweites einheitliches Wahlrecht.

Die Wahlberechtigten Deutschlands wählen, wie oben genannt, direkt einen Abgeordneten ihres Wahlkreises, der in den Bundestag einziehen soll und eine Partei, deren Ziele und Ideen sie gut finden und unterstützen. Die gewählten Parteien, die mehr als 5% der Stimmen habe, ziehen in den Bundestag ein und ein Parlament entsteht. Dieses wählt dann den Kanzler. In den USA wählen die Bürgerinnen und Bürger jedoch Wahlmänner und Wahlfrauen, welche dann wiederum den Präsidenten wählen. Die zwei Systeme sind demnach komplett unterschiedlich.

Mit einer der größten Abweichungen der beiden Wahlsysteme ist, dass es in den USA das Prinzip „The Winner takes it all“ und einen eindeutigen Gewinner der Wahl gibt und in Deutschland eine Regierung aus Ministern verschiedener Parteien und einem Kanzler.

Vor und Nachteile der beiden Systeme

Doch welches der Wahlsysteme insgesamt besser ist lässt sich nicht sagen, denn beide haben Vor -und Nachteile. Ein Nachteil der Wahlen in den USA ist beispielsweise, dass am Ende nicht unbedingt der Kandidat mit den meisten Wählerstimmen gewinnen muss. Das liegt an den Wahlmännern und ebenfalls am“ The Winner takes it all“ Prinzip.  

Das Problem ist nun, dass in einem Bundesstaat z.B Kalifornien, welches 55 Wahlmänner stellt nur ein Kandidat gewinnen kann. Das heißt, auch wenn die Wahlen knapp ausfallen und ein Kandidat nur mit knapper Mehrheit gewinnt, bekommt er alle Wahlmänner und die Stimmen der Bürger, die für den anderen Kandidaten gestimmt haben, haben keine Bedeutung mehr. Der Fall, dass ein Kandidat, der eigentlich weniger Wählerstimmen bekommen hat, am Ende Präsident wurde, weil er die wichtigeren und größeren Bundesstaaten für sich entscheiden konnte, gab es bisher dreimal. Das letzte mal 2016, als Donald Trump das erste Mal Präsident wurde, obwohl Hillary Clinton mehr Wählerstimmen hatte. So etwas kann es in Deutschland auf Grund unseres Wahlsystems nicht geben. Der Kanzler steht nun allerdings noch nicht fest, denn der Bundespräsident muss nun einen Kandidaten zur Wahl vorschlagen, meist ist das der Kandidat der Partei mit den meisten Wählerstimmen. Über diesen Kanzlerkandidaten wird nun in Bundestag in einer geheimen Wahl abgestimmt. Erhält der Kandidat die absolute Mehrheit, also mehr als 50 Prozent der Abgeordnetenstimmen wird er Bundeskanzler.

Ein weiterer Nachteil des Wahlsystems der USA, der auch mit der Regel „The winner takes it all“ zusammen hängt ist, dass in den USA ein sogenanntes Zwei-Parteiensystem vorliegt. Denn nur die zwei großen Parteien, also Republikaner und Demokraten, haben eine Chance zu gewinnen, weil eine kleinere Partei nie Wahlmänner für sich einnehmen kann, wenn sie nicht die Wahl in einem ganzen Bundesstaat gewinnt. In Deutschland ist das anders geregelt, hier haben zwar die kleinen Parteien auch geringe Chancen den Bundeskanzler zu stellen, allerdings ist es hier durchaus möglich, dass eine Partei, welche vielleicht nur 8 Prozent der Wählerstimmen bekommt, trotzdem in die Regierung eingebunden ist. Nun muss die Partei, welche die Wahl gewonnen hat, versuchen eine Regierungskoalition zu bilden. Sie müssen sich hierbei meist mit anderen Parteien zusammenschließen und eine Koalition gründen, um zusammen auf mehr als 50 Prozent der Sitze im Parlament zu kommen. Ein Vorteil der Wahlen in Amerika ist allerdings, dass die Präsidentschaftskandidaten in den sogenannten Primaries, direkt vom Volk gewählt werden, während es in Deutschland üblich ist, dass die Parteien ohne eine vorherige Wahl ihren Kandidaten einfach aufstellen können. Demnach hat die Bevölkerung wenig Einfluss auf die Ernennung des Kanzlers.

In Betrachtung des gesamten Systems der US-Wahlen kann man also zu dem Schluss kommen, dass das Wahlsystem und insbesondere die Wahlmänner in den USA veraltet sind und die Wahlen heutzutage deutlich einfacher ohne diese wären. Allerdings ist auch erwähnenswert, dass die Wahlen in den USA auch einige Vorteileile im Vergleich mit dem deutschen Wahlsystem haben.

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