Der Kalte Krieg

Titelbild: Eine Pershing-Rakete der Bundeswehr auf einer NATO-Parade 1969 (weiteres: s. u.)

Der Kalte Krieg: ein Konflikt zwischen den Weltmächten, zwischen zwei Welten, zwischen Kommunismus und Kapitalismus, zwischen Ost und West, zwischen der Sowjetunion und den USA. Zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung kam es jedoch nicht. Der Macht- und Interessenkonflikt mündete in ein massives Wettrüsten. Als Eckdaten für den Kalten Krieg gelten 1947 – 1992.


 

Von dem Zweiten Weltkrieg an, bis nach der Wiedervereinigung Deutschlands prägte ein weiterer großer Konflikt die Weltpolitik. Die Großmächte USA und Sowjetunion, der Vorgängerstaat Russlands, duellierten sich in vielerlei Hinsicht. Hochgerüstet bis auf das Äußerste standen sich beide gegenüber.

 

Doch – zum Glück – kam es nie zu einer direkten militärischen Auseinandersetzung. Deswegen auch „Kalter“ Krieg. Nur in den Stellvertreterkriegen kämpfte man gegeneinander. Bei einer direkten Konfrontation hätte man mit dem Ende der Menschheit rechnen müssen, da das Wettrüsten auch im nuklearen Bereich starke Waffen hervorgebracht hatte. Diese stellen durch ihre extreme Wirkung die weitaus größere Gefahr als herkömmliche Waffen dar.


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Harry S. Truman; Foto: Frank Gatteri, public domain; Quelle: http://www.trumanlibrary.org/photographs/view.php?id=2267

Schon seit der Gründung der Sowjetunion herrschte eine Spannung zwischen dieser und den USA. Durch den Kampf gegen das nationalsozialistische Regime Deutschlands im 2. Weltkrieg verbündeten sich die beiden Staaten. Nachdem Deutschland besiegt worden war, hatte man keine gemeinsamen Bedrohung mehr. Die alten Wunden brachen wieder auf. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Truman-Doktrin. Der damalige US-Präsident Harry S. Truman gab den USA 1947 damit das Recht, krisengeplagte Länder zu „unterstützen“. De facto hieß das, die USA durften in anderen Ländern militärisch eingreifen und diesen ein Staatssystem nach ihren Vorstellungen aufzwingen. Da das natürlich die Sowjetunion nicht wollte, kam es in solchen Ländern in der Folge zu Stellvertreterkriegen, in denen Sowjetunion und Amerika indirekt gegeneinander kämpften. Zu den Stellvertreterkriegen später.

 

 

Der Eiserne Vorhang – Grenze zwischen Welten

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NATO – Warschauer Pakt; Karte: Julian Oster, Wikipedia; Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Nach dem Sieg der Alliierten im 2. Weltkrieg wurde Deutschland in eine britische, amerikanische, französische und sowjetische Besatzungszone eingeteilt. Bald entstanden erste Streitigkeiten um die zukünftige Verwaltung Deutschlands. Die USA, Frankreich und Großbritannien schlossen ihre Sektoren zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) zusammen. Dort etablierten sie ein kapitalistisches von Amerika und seinen Verbündeten abhängiges System. Die Sowjetunion hingegen gründete in ihrem Sektor die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Dort herrschte der Kommunismus. Mitten durch Deutschland verlief nun die heikelste Grenze der modernen Geschichte, der Eiserne Vorhang. Die Grenze zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt. Es spielte so eine wichtige Rolle im Kalkül der Supermächte. Denn im Kriegsfall wäre Deutschland zum Schlachtfeld der Welt geworden. Ein erster Höhepunkt des Kalten Krieges ereignete sich in den beiden Jahren nach der Truman-Doktrin:

 


Die Berlin-Blockade:

Wann? 1948/49

Wo? um Berlin

Was? Die Sowjetunion blockierte als Antwort auf die Londoner Sechmächtekonferenz  die innerhalb der DDR liegende Westdeutsche Exklave Westberlin, um die USA in die Knie zu zwingen. Die Sowjetunion gab jedoch schließlich nach.


In sogenannten „Stellvertreterkriegen“ wurde der Kalte Krieg auch „heiß“. Instabilen Ländern wollten die Staaten ihre Vorstellungen von einem „richtigen“ Staatssystem aufzwingen. Dies sollte erreicht werden, indem diejenigen Gruppen militärisch unterstützt wurden, welche die eigenen Interessen vertraten. Die betroffenen Länder wurden als „Abfalleimer der Großmächte“ in der Regel in Unglück und Chaos gestürzt.

Den ersten Stellvertreterkrieg stellte der Koreakrieg dar:


Der Korea-Krieg:

Wann? 1950 – 1953

Wo? Koreanische Halbinsel

Wer? Südkorea – Nordkorea

Was? Die Sowjetunion hatte Nord-, die USA Südkorea besetzt. Der nordkoreanische Diktator marschierte 1950 aber auch in Südkorea ein. Als Antwort intervenierten die USA, später, als diese mit Südkorea dort eine Übermacht hatten, auch China und die Sowjetunion.


Den Großmächten ging es um Rohstoffe, militärische Stützpunkte, ihr Image und die Etablierung eines Systems nach ihrem Vorbild.

Zur nächsten großen Konfrontationsphase der inzwischen weiter aufgerüsteten Supermächte kam es in dem Zeitraum rund um den Mauerbau 1961.


Panzer am Checkpoint Charlie:

Wann? 27. Oktober 1961

Wo? Grenzübergang Checkpoint Charlie in Berlin

Was? Die Sowjetunion hatte gefordert, Berlin zu einer entmilitarisierten Stadt zu machen. Um ihren Rechten und denen West-Berlins Nachdruck zu verleihen fuhren die USA Panzer auf. Die Sowjets reagierten ihrerseits mit den selben Maßnahmen. Hätte ein Soldat geschossen, wäre vermutlich der 3. Weltkrieg ausgebrochen.


Doch nachdem auch diese Krise beigelegt worden, war kam es rund ein Jahr später zu einer noch viel gefährlicheren Situation.


Die Kuba-Krise:

Wann? 1959 – 1962

Wo? Kuba

Was? Die Sowjetunion hatte auf Kuba Raketen stationiert. Die USA verhängten deshalb eine Seeblockade um Kuba, um Weiteres zu verhindern. Dabei kam es zu einem Zwischenfall zwischen einem sowjetischen U-Boot und einem US-Zerstörer. Nur durch das Handeln eines sowjetischen Waffenoffiziers konnte der Krieg verhindert werden.


 

Wie deutlich wird, geht es immer darum, bei einer Aufrüstung des Feindes so schnell wie möglich eine entsprechende Nachrüstung zu tätigen, wie oben in der Kuba-Krise bei der Stationierung von Raketen in der Türkei und im Gegenzug auf Kuba (Gleichgewicht des Schreckens). Dadurch entsteht eine unendliche Rüstungsspirale, die immer neue und mehr Waffen hervorbringt. Weil auch im nuklearen Bereich wettgerüstet wurde, entstand die Möglichkeit des „Overkills“.


Vietnam-Krieg:

Wann? 1964 – 1975 / 1972 (Abzug der USA)

Wo? Vietnam

Wer? Kommunistischer Nordvietnam und kapitalistischer Südvietnam

Was? Ab 1954 herrschte dort bereits ein Bürgerkrieg. Nachdem die USA 1964 intervenierten, unterstützten China und die Sowjetunion die „Vietcong“, die Kämpfer des Nordens. Diese wandten die sogenannte Guerilla-Taktik an und konnten so trotz ihrer starken zahlenmäßigen Unterlegenheit 1975 siegen.


Technische Fehler haben fast zum Krieg geführt

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Russische Mittelstreckenrakete; Foto:  ChrisO, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 UnportedQuelle: Wikipedia

 

Am 26. September 1983 meldeten bei dem sowjetischen Oberstleutnant Stanislaw Jevgrafovitsch Petrow im Serpuchow-15-Bunker, südlich von Moskau, Satelliten, die den Luftraum überwachten, kurz nach Mitternacht eine fünf anfliegende Atomraketen der USA. Eigentlich hätte er dies sofort bekanntmachen und einen Gegenschlag einleiten müssen. Dass aber nur mit fünf Rakete angegriffen würde, erachtete er für sehr unwahrscheinlich und leitete deshalb keinen Angriff ein. Dazu kam noch, dass der Satellit schon seit Längerem wegen seiner Unzuverlässigkeit in der Kritik stand. Die Entscheidung, keinen Gegenschlag einzuleiten, verhinderte den Atomkrieg mit der Vernichtung sämtlichen Lebens. Es bedeutete allerdings auch ein sehr großes Risiko für die Sowjetunion: Wäre Petrows Einschätzung falsch gewesen, hätte die Sowjetunion kein Mittel mehr zum Gegenschlag gehabt.

 

 

Im Jahr 1983 führten die USA ein sehr riskantes Manöver durch

Sie probten die Vorbereitung eines Nuklearschlages gegen die Sowjetunion. Da die Situation in diesem Jahr aufgrund diverser Vorereignisse sowieso schon sehr angespannt war, dachte die Sowjetunion, dass es sich um den Beginn eines nuklearen Angriffes handeln könnte. Es wurden alle eigenen und verbündeten Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Durch ihre Geheimdienste bemerkte die NATO diese Maßnahmen und konnte so einen der letzten, hoch brisanten Momente des Kalten Krieges deeskalieren.

In dem Zeitraum von dem Fall der Berliner Mauer 1989 bis zum Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde der Kalte Krieg schließlich nach 45 Jahren beendet.

 

Und heute? Kalter Krieg 2.0?

Heute, 25 Jahre später? Ist das Problem aus der Welt? Nein, keinesfalls! Es ist durchaus nicht aus der Luft gegriffen, zu sagen, dass sich heute viele Parallelen zu den damaligen Zeiten ziehen lassen. Aufrüstung: Die Osteuropäischen Staaten fühlen sich bedroht, durch Russland. Und das zu Recht. Denn die Anexion eines Teils der Ukraine, der Halbinsel Krim, ist ein starkes, und bestimmt kein gutes, Signal an Europa. Russland, dass sich in den letzten Jahren, speziell unter Putin, immer weiter vom Westen entfernt hat, muss um seine Rolle in der Welt bangen, wo doch China immer weiter an Einfluss und Bedeutung gewinnt. Da ist mit einem friedliebenden Russland wohl – in der Hinsicht verständlicherweise – nicht zu rechnen. Die NATO verlegt Truppen nach Osteuropa, um ihre Partner zu schützen und Kraft sowie Stärke zu demonstrieren, obwohl die amerikanischen Truppen im Ernstfall keine ernstzunehmende Verteidigung darstellen würden und so mehr oder weniger lediglich zur Provokation dienen. Im Gegenzug gibt Russland bekannt, dass ein Vertrag zur Entsorgung von 34 Tonnen waffenfähigem Plutonium nicht gültig sei. Wegen „Unfreundlichen Verhaltens“ der NATO. Genau so hatte auch die Rüstungsspirale angefangen, die vor einem Vierteljahrhundert noch die wohl größte Gefahr für die Menschheit je darstellte.

Und noch eine Entsprechung: der Stellvertreterkrieg Syrien. Wie auch in den Stellvertreterkriegen in Korea und im Vietnam bekämpfen sich die USA und Russland indirekt. Für eigene Interessen wird von beiden Seiten Syrien niedergebommt und „vernichtet“. Russland unterstützt den Machthaber Bashar al-Assad, die NATO manche Rebellengruppen, die das Land nur noch tiefer in das Chaos stürzen. Und die Friedensgespräche, so kann man leicht den Eindruck gewinnen, werden weder von den USA noch von Russland ernst genommen und beachtet und eher extra dazu genutzt zu provozieren und sich provozieren zu lassen. Da ist es sicherlich nicht hilfreich, wenn nun auch im Weißen Haus ein Mann sitzt, Donald Trump, der „America First“ sieht und syrische Stützpunkte mit Raketen angreifen lässt. Jüngst wurde sogar ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen. Wahrlich keine guten Zeichen.

 

So bleibt nur zu hoffen, das mag jetzt sehr banal klingen, dass die Menschen aus der Geschichte lernen; das vielleicht Schwierigste überhaupt.

 

Noel Boldin und Sebastian E. Bauer, beide 8 A;
für die Online-Zeitung: Sebastian E. Bauer

 

Titelbild: Eine Pershing-Rakete der Bundeswehr während einer NATO-Parade 1969; Lizenz: CC-BY-SA 3.0; Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Bundeswehr#/media/File:Bundesarchiv _B_145_Bild-F0292350037,_Nürburgring,_Bundeswehrparade_zum_NATO-Jubiläum.jpg; Bundesarchiv: Bundesarchiv, B 145 Bild-F029235-0037; Fotograph: Schaack, Lothar

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