Jetzt ist es also wieder soweit. Das öffentliche Leben wird weitestgehend heruntergefahren. Ein Szenario, vor dem gewarnt wurde, seit der erste Lockdown schrittweise wieder aufgehoben wurde. Die Schulen sollen aber, anders als im Frühjahr, vorerst geöffnet bleiben. Das ist gut so, denn sie sind systemrelevant.
Ein Kommentar von Noel Boldin, Q12
Dass ein zweites Mal weitreichende Einschränkungen erlassen würden, war abzusehen. Die steigenden Fallzahlen, die steigende Belegung von Intensivbetten, die steigenden Inzidenzenwerte, all das und mehr Indikatoren zeigen, dass die Lage ernster wird. Wie im Frühjahr auch ist diesmal die Frage, wie man uns möglichst gerecht den Schulstoff vermitteln soll. Wie im Frühjahr auch geht es gerade bei uns Abiturienten und Abiturientinnen um die Möglichkeit, ein vergleichbares Abitur zu schreiben. Geschlossene Schulen und Heimunterricht sind dabei nicht hilfreich.
Auch im neuerlichen Heimunterricht wäre es wohl nicht zu vermeiden, dass einige Schülerinnen und Schüler noch weiter hinter den Stand des aktuellen Stoffes zurückfallen. Während sich die digitalen Unterrichtskonzepte vielleicht inzwischen verändert haben mögen, so wird das bei der digitalen Ausstattung vieler nicht der Fall sein. Diejenigen, die auch schon im Frühjahr nur schlechten Zugang zum Unterricht hatten, die werden es auch diesmal nicht leichter haben. Außerdem wären auch diesmal die Eltern vor eine im Grunde unmögliche Aufgabe gestellt. Man kann es ihnen nicht nochmal zumuten, ihre Kinder umfassend schulisch zu begleiten. Schon deshalb wären flächendeckende Schulschließungen sehr schwierig. Die Chancenungerechtigkeit in der Bildung würde weiter verschärft.
Auch ganz persönlich fände ich Heimunterricht unerfreulich. Zwar hatte ich keine größeren Probleme, den Stoff zu erfassen, aber dennoch ist der persönliche Kontakt mit den Lehrkräften hilfreich, um ein besseres Verständnis vieler Dinge zu erlangen. Natürlich ist dieses persönliche Befinden eigentlich unerheblich, es wiegt nicht sehr schwer, aber ich glaube schon, dass es einigen so geht. Interessanter wäre die Frage, ob man es schaffte, den noch fürs Abitur notwendigen Stoff digital zu vermitteln, schneller als wir es schon erlebt haben. Es musste ja bereits eine Reihe an Inhalten aus dem Abiturstoff gekürzt werden. Die Chance, dass es in der Oberstufe gelänge, den Heimunterricht so effektiv wie den Präsenzunterricht zu gestalten, ist wahrscheinlich höher als bei Jüngeren. Trotzdem scheint es fast zwangsläufig, dass der Abiturstoff weiter gekürzt werden müsste. Auch wenn das wahrscheinlich viele freuen würde, irgendwann geht es aber dann auch um die Frage, ob ein Abitur 2021 noch vergleichbar mit anderen wäre.
Letztlich ist eine weitere Sache sehr entscheidend. Irgendwann dürfte es einfach unverantwortlich werden, uns weiter der Infektionsgefahr auszusetzen, ungeachtet der sich daraus ergebenden Nachteile. Ab wann das greift, kann ich ehrlicherweise nur schlecht beurteilen. Ein gewisses Risiko besteht, allerdings sind Schulen bisher wohl keine Inketionsherde. Darauf weist zumindest eine Studie der Uniklinik Leipzig und Recherchen des Redaktionsnetzwerks Deutschland hin. Die Frage ist, welches Risiko man für welchen Nutzen eingehen möchte. Solange es aber geht, lasst die Schulen auf!
Bild: Bild von Hatice EROL auf Pixabay
Studie und Recherchen:
https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-schulen-109.html