Offener Brief an den Kultusminister

Folgender Beitrag ist ein offener Brief der Q12 des Adam-Kraft-Gymnasiums an den Kultusminister Prof. Dr. Piazolo. Die Redaktion des Sidekicks ist nicht für den Inhalt verantwortlich und positioniert sich zu ihm in diesem Beitrag nicht. Verantwortlich für den Inhalt sind die Jahrgangsstufensprecher der Q12.


Schwabach, den 2. Februar 2021

Offener Brief der Jahrgangsstufe 12 des Adam-Kraft-Gymnasiums Schwabach 

Kritik am Wechselunterricht

Sehr geehrter Herr Staatsminister Prof. Dr. Piazolo,

wie an anderen Schulen auch, herrscht bei uns in der Jahrgangsstufe großer Unmut über die Entscheidung, den Präsenzunterricht im täglichen Wechsel teilweise wieder einzuführen. 

Die seit Dezember eingeführte Heimbeschulung funktionierte bei uns sehr gut, die erforderlichen Stoffinhalte konnten überwiegend vermittelt werden. Dies lag in erster Linie daran, dass nach den Erfahrungen des Frühjahrs und Sommers eine hervorragende Infrastruktur und ein schlüssiges Unterrichtskonzept für Videokonferenzen eingeführt werden konnte. Dafür gebührt der Schulleitung, der Stadt Schwabach, vor allem aber den Lehrkräften des Adam-Kraft-Gymnasiums großer Dank. Es steht natürlich außer Frage, dass der vollständige Präsenzunterricht zu bevorzugen bleibt, sobald die pandemische Lage es zulässt. Dennoch: Mithilfe von Videokonferenzen konnten die Schülerinnen und Schüler ähnlich wie im Präsenzunterricht den Gedanken des Lehrers folgen und durch Gruppenarbeiten und Wortbeiträge aktiv in das Unterrichtsgeschehen eingreifen. 

Größere Schwierigkeiten sehen wir hingegen bei dem jetzt eingeführten Wechselunterricht. Die Lehrkraft ist nun nur noch im Stande, eine Hälfte des Kurses persönlich zu betreuen, während für die andere Hälfte nur Arbeitsaufträge erstellt werden können. Die intensive zeitliche Belastung der Lehrer gibt Ihnen noch dazu weniger Möglichkeit, individuelle Rückmeldungen zu geben. Für viele Schülerinnen und Schüler erscheint es schwierig, daraus einen ähnlichen Nutzen zu ziehen. Bei vielen droht die Gefahr, vom Unterrichtsgeschehen abgehängt zu werden. Das Vorhaben, den Präsenzunterricht parallel für die abwesende Hälfte zu streamen, scheitert oft an einer mangelnden Verbindung mit dem Internet. Letztere ist trotz großer Fortschritte noch nicht ausreichend ausgebaut, um eine vollständige Übertragung des Unterrichts zu gewährleisten. Folglich werden die Stoffinhalte mit geringerer Effizienz als in der Heimbeschulung vermittelt. 

Konkret heißt das: nur die Hälfte der Unterrichtszeit findet effektiv statt.

Die Nachteile betreffen zudem unsere Mitschülerinnen und Mitschüler aus der Unter- und Mittelstufe ebenso. Die Lehrkräfte, die in der Schule in Präsenz Q12 unterrichten, sind kaum mehr in der Lage, auf bisherigem Niveau ihre anderen Klassen im Distanzunterricht zu unterrichten. Hier schlägt ebenfalls das Problem der mangelhaften Netzanbindung der Schulen zu. Es leidet somit die Unterrichtsqualität auf allen Stufen.

Mit Sicherheit wurden in Ihrem Hause die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Wechselunterricht verbunden sind, sorgfältig abgewogen. Nichtsdestotrotz machen sich viele Schülerinnen und Schüler größte Sorgen, auch im Hinblick auf Risikopatienten unter den Eltern. Erschwerend hinzu kommt die drohende Gefahr eines positiven Coronafalls in unserer Jahrgangsstufe. Würde jemand positiv getestet, so müsste man den gesamten Klausurenplan ad acta legen. Ein unkalkulierbares Risiko. Im Angesicht der vielen noch durchzuführenden Klausuren – bei den meisten Schülerinnen und Schülern noch vier – wäre der gesamte Zeitplan mit Halbjahresende und Abiturterminen kaum zu halten, ganz zu schweigen von einer halbwegs angemessenen Vorbereitung für die dann unverzüglich im Anschluss stattfindenden drei Klausuren der schriftlichen Abiturfächer im Halbjahr 12/2.

Zusätzlich will erwähnt sein, dass die Lehrkräfte ja auch noch die anderen Jahrgangsstufen im Heimunterricht betreuen müssen. Starkes Pendeln zwischen Schule und Wohnort ist für viele unvermeidbar, da, wie beschrieben, die Heimbetreuung aus dem Schulgebäude heraus überwiegend nicht gewährleistet werden kann. 

Deshalb: Wir bitten Sie, den Schulleitungen die Wahl zwischen Distanz- und Wechselunterricht zu geben. So kann auf schulspezifische Ausrüstung, Infektionsentwicklungen und Befindlichkeiten eingegangen werden. Wir sind der Überzeugung, dass nicht nur an unserer Schule einvernehmliche Lösungen von Schulleitung, Lehrkräften und Schülerschaft zu erzielen wären. Nichtsdestoweniger kann es allen Schulleitungen offen bleiben, den Wechselunterricht zu wählen, wenn viele Familien damit entlastet und Schülerinnen und Schüler am Unterrichtsgeschehen beteiligt werden könnten, die zuhause nicht erreicht werden können. 

Unsere Schulfamilie steht hinter unserem Brief: Schulleitung, Elternbeirat und Personalrat des Adam-Kraft-Gymnasiums unterstützen ihn. Sie teilen unsere Bedenken zu mangelnder Unterrichtseffizienz und gesundheitlichen Risiken. Viele Lehrerinnen und Lehrer halten insbesondere eine ausreichende Klausuren- und Abiturvorbereitung im Distanzunterricht für grundsätzlich besser zu gewährleisten als im Wechselunterricht.

Wir wissen Ihre Bemühungen um ein möglichst vergleichbares Abitur sehr zu schätzen und sind überzeugt, dass Sie und Ihr Ministerium mit bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen treffen. In diesem Fall, so befürchten wir, gereicht Ihre sicherlich gut gemeinte Entscheidung uns zum Nachteil. 

Mit freundlichen Grüßen

Die Jahrgangsstufensprecher

für die Jahrgangsstufe 12 des Adam-Kraft-Gymnasiums Schwabach

Noel Boldin

Sebastian Bauer

Noelle Scheibl 

Lin Weißkopf

Cedric Rahmel

Mitunterzeichner:
StD Antonio Bentivoglio 

Vorsitzender des Personalrats

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